Trotz niedriger Zinsen und einer staatlichen Förderung auf relativ niedrigem Niveau bleibt Bausparen in Österreich beliebt. Die Anlageform motiviert Sparer, für das Wohneigentum gezielt vorzusorgen, der Staat fördert diese Motivation mit einem kleinen Zuschuss. Wichtiger ist beim Bausparen allerdings die Koppelung von Guthabenzinsen beim Ansparen mit niedrigen Darlehenszinsen bei der Inanspruchnahme des Baudarlehens. Dadurch halten die Bausparer das Ansparen von Eigenkapital durch – und darauf kommt es an.
Zum Bausparen Vergleich der Anbieter in Österreich
Welche Bausparkassen gibt es in Österreich?
Bausparprodukte werden von sehr vielen Banken angeboten, doch es gibt nur vier eigentliche Bausparkassen im Land:
- Raiffeisen Bausparkasse
- start:bausparkasse (früher: ABV, Allgemeine Bausparkasse)
- s Bausparkasse
- Bausparkasse Wüstenrot AG
Die staatliche Bausparprämie beträgt im Kalenderjahr 2020 einheitlich 1,5 % der prämienbegünstigt geleisteten Beiträge (§ 108 Abs. 1 EStG). Bei höheren Kapitalmarktzinsen kann sie in Zukunft bis auf 4,0 % steigen.
Bausparprämie 2020 in Österreich
Das Finanzministerium legt sie immer im Herbst für das kommende Jahr fest. 2020 wird es voraussichtlich bei 1,5 % bleiben. Prämienbegünstigt können Bausparer bis zu 1.200 Euro pro Person auf den Bausparvertrag einzahlen. Für den Erhalt der Bausparprämie muss die gesetzliche Mindestlaufzeit von sechs Jahren eingehalten werden.
Welche Verzinsung bieten die einzelnen Bausparkassen im Oktober 2019 an?
Die folgenden Angaben repräsentieren den Stand im Oktober 2019. Voraussichtlich wird sich an den Konditionen in den Jahren 2020 und 2021 nicht viel ändern, weil in den kommenden Jahren keine Leitzinserhöhung der EZB zu erwarten ist.
Raiffeisenbank
Beim Mixzins-Bausparen zahlt die Raiffeisenbank fixe Bausparzinsen von 0,45 % für drei Jahre, danach erfolgt eine marktkonformen Verzinsung. Die Art der Einzahlung können Sparer individuell für sich festlegen, sie können monatlich, jährlich und auch den kompletten Betrag auf einmal einzahlen.
Dieser kann pro Person bis 8.400 Euro betragen. Beim klassischen Bausparen zahlt die Raiffeisenbank ein Jahr lang 1,25 % Bausparzinsen, danach erfolgt die marktkonforme Verzinsung. Hinzu kommt stets die staatliche Bausparprämie von 1,5 %. Diese gilt auch für alle folgenden Modelle der anderen Banken. Bei der Raiffeisenbank gibt es noch ein Jugend Bausparen: Junge Sparer bis zum 23. Lebensjahr erhalten ein Jahr lang 0,25 % höhere Zinsen.
start:bausparkasse
Die start:bausparkasse bietet klassisches Bausparen mit einem variablen Zinssatz für sechs Jahre an, der sich nach dem 12-Monats-EURIBOR richtet.
Die Bandbreite liegt zwischen 0,1 und 4,25 % bis zu einem Guthaben von 9.500 Euro. Beträge darüber werden mit 0,01 % verzinst. Im Oktober bis 31.12.2019 gibt es Zinsen von 0,4 % und einen 90 Euro Bonus.
s Bausparkasse
Für das Plus-Bausparen zahlt die s Bausparkasse variable Zinsen, die im Oktober 2019 mit einem Startzinssatz von 2,0 % beginnen. Dieser gilt 200 Tage lang für maximal 1.200 Euro, anschließend wird das Guthaben variabel zwischen 0,15 und 4,25 % verzinst – je nach Marktlage, also derzeit eher an der unteren Grenze.
Bausparkasse Wüstenrot
Die Bausparkasse Wüstenrot bietet für das smart Bausparen eine garantierte Grundverzinsung über sechs Jahre von 0,25 % an, danach sind es 0,85 %.
Zwischenzeitlich zahlt sie Prämien: bis 28,80 Euro nach sechs Jahren und bis 162 Euro nach zehn Jahren. Beim flexiblen Bausparen von Wüstenrot gibt es für sechs Monate 2,5 % Startzins, danach einen Zins nach Marktlage, also möglicherweise weniger als 0,25 %.
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Warum bieten noch andere Banken außer den genannten vier Bausparkassen einen Bausparvertrag an?
Die anderen Banken treten als Vertriebspartner der Bausparkassen auf. Das hat für die Kunden zwei Vorteile: Sie finden direkt vor Ort eine Bank oder Sparkasse, die ihnen einen Bausparvertrag anbieten kann, außerdem entsteht im Vertrieb eine große Konkurrenz, welche die Konditionen im Einzelfall noch verbessern kann.
Zwar verdienen die Partnerbanken daran manchmal nichts mehr, doch sie gewinnen mit dem Produkt Bausparer oft auch neue Kunden. Gerade die Jugend soll auf diese Weise gebunden werden.
Prämiengutschrift für das Bausparkonto
Diese Gutschrift (staatliche Prämie von derzeit 1,5 % bis zu 1.200 Euro Ansparsumme) erhalten die Sparer jährlich im nachfolgenden Jänner auf die Einzahlungen des Vorjahres.
Eine Bausparprämie wird nur gewährt, wenn der Bausparvertrag mindestens sechs Jahre lang bespart wird. Pro Person, die ein natürlicher Steuerinländer sein muss, wird ein Bausparvertrag gefördert. Sollte ein Bausparer den Vertrag vorzeitig auflösen, werden in den Vorjahren gewährte Prämien von der Bausparkasse bei der Rückzahlung einbehalten.
Wie kündige ich einen Bausparvertrag?
Eine Kündigung klingt erst einmal negativ, doch es kann hierfür Gründe geben. Sie lösen den Bausparvertrag auf, weil er entweder auszahlungsreif ist, aber nicht automatisch endet, sondern für die Verwendung zum Hausbau gekündigt werden muss (sonst läuft er mit niedrigen Zinsen weiter), oder weil Sie das Geld für andere Zwecke benötigen.
Es gibt jedoch auch eine Kündigung vor dem Laufzeitende. Der Grund kann Ihr momentaner Finanzbedarf sein, auch ist es möglich, dass Sie aktuell die vereinbarten Sparraten nicht bedienen können. Bei einer Kündigung vor Laufzeitende (mindestens sechs Jahre) verlieren Sie in der Regel die Bausparprämie (eine Ausnahme siehe weiter unten), außerdem werden Gebühren der Bausparkasse fällig.
Dieser Schritt ist also gut zu bedenken. Die Kündigungskosten können den bis dahin aufgelaufenen Zinsertrag übersteigen.
Technisch funktioniert die vorzeitige genauso wie die reguläre Kündigung nach dem Laufzeitende. Die Bausparkasse bzw. emittierende Bank stellt ein Kündigungsformular online, Sie können also bequem auf diesem Weg Ihren Bausparvertrag kündigen. Folgende Konditionen gelten für eine vorzeitige Kündigung:
Die staatliche Prämie wird bei vorzeitiger Kündigung einbehalten – es sei denn, Sie verwenden das ausbezahlte Guthaben für eine Wohnbaumaßnahme. Das müssen Sie nachweisen.
Das Sparguthaben wird durch einzelne Bausparkassen unterschiedlich abgezinst. Sie können das den AGB entnehmen. Die Bausparkasse rechnet den gesamten Vertrag noch einmal von vorn und streicht besonders gute Zinsen, die immer wieder zeitweise für einen bestimmten Zeitraum gewährt werden.
Im Oktober 2019 wären das zum Beispiel die 2,0 % Startzinsen für 200 Tage bei der Bausparkasse. Auch gewährte Boni können einbehalten werden. Generell kann der Zinssatz für die gesamte Laufzeit erniedrigt werden. So rechnen Wüstenrot und die start:bausparkasse den ganzen Vertrag neu mit 0,125 %, die s Bausparkasse halbiert die Zinsen, die Raiffeisenbank rechnet neu mit 0,1 %. Das ist der gegenwärtige Stand.
Es werden Verwaltungskosten fällig. Um diese reduziert sich Ihre Rückzahlung ebenfalls. Dabei erfolgt in der Regel eine Staffelung, die sich nach der bisherigen Laufzeit Ihres Bausparvertrages richtet.
Es können zum Beispiel für drei Jahre je 2,0 %, für das vierte Jahr 1,5 %, für das fünfte Jahr 1,0 % und für das sechste Jahr 0,5 % sein, so ein Beispiel der Raiffeisen Bausparkasse. Wiederum müssen Sie sich hierfür die AGB Ihres Vertrages genau anschauen.
Eine Kündigung sollte daher nur im Notfall erfolgen. Bedenken Sie dieses Szenario gut vor dem Abschluss des Bausparvertrages. Die Banken und auch der Staat (der in diesem Fall die Bausparprämie streicht) haben gute Gründe, so vorzugehen.
Eine Geldanlage mit den Zinsen wie beim Bausparen gibt es sonst kaum. Das lockt manche Sparer, die eigentlich nur etwas Geld auf dem Bausparvertrag zu guten Zinsen parken wollen, doch dafür ist er nicht gedacht. Er lebt von der Verzinsung des Ansparens plus den relativ niedrigen Zinsen des anschließend gewährten Darlehens.
Die ganze Konstruktion richtet sich an Menschen, die damit wirklich bauen wollen und ein über Jahre kalkulierbares relativ sicheres Einkommen haben. Wenn Sie aber wirklich einmal in Not geraten und das Geld unbedingt brauchen, lassen Sie sich die Kosten für die Kündigung durch Ihre Bank durchrechnen. Viele Banken ermöglichen übrigens eine zwischenzeitliche Reduzierung oder gar ein kurzfristiges Aussetzen der Raten.
Bauspar-Tipps
Bausparen ist eine Variante für Menschen, die Wohneigentum sicher erwerben wollen. Das Modell hat sich in seiner modernen Form schon über viele Jahrzehnte bewährt (historisch ist es viel älter, siehe unten) und ist gerade jüngeren Menschen auf jeden Fall zu empfehlen.
Allerdings ist ein Vergleich der einzelnen Bausparkassen dringend zu empfehlen. Wie wir aufzeigen konnten, unterscheiden sich die Konditionen teilweise doch erheblich. So könnten am Ende der Ansparphase schon einige Hundert Euro mehr oder weniger auf dem Bausparkonto sein. Auch beim Abschluss des Vertrages lässt sich Geld sparen: Online-Bausparer werden oft mit günstigeren Konditionen belohnt. Das leuchtet ein, die Bank spart bei diesem Verfahren die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter und somit Geld, das sie oft (allerdings nicht in jedem Fall und nicht in vollem Umfang) an ihre Kunden weitergibt.
Auch das sogenannte Start-Zuckerl ist ein Tipp für Sparfüchse. Die vermittelnden Banken erhalten von den Bausparkassen für jeden Bausparvertrag eine Vermittlungsprämie. Diese geben sie ebenfalls teilweise an die Kunden weiter.
Wie schon oben beschrieben geht es ihnen dabei auch darum, den Kunden für weitere Produkte zu binden. Gerade junge Kunden – die typische Zielgruppe unter den Bausparern – sind für sie sehr interessant. Trotz all dieser Boni sollten Sie aber auf jeden Fall einen Online-Rechner nutzen, um Bausparkonditionen gründlich zu vergleichen.
Warum gibt es bei den Bausparkassen unterschiedliche Vertragsbedingungen?
Menschen verhalten sich beim Bausparen unterschiedlich, daher bieten die vier österreichischen Bausparkassen auch unterschiedliche Bausparprodukte an. Natürlich macht das die Auswahl nicht leichter.
Aus diesem Grund sollten Sparer sich die Eckdaten eines Bausparvertragsangebotes stets genau anschauen, um zu überprüfen, was die Konditionen eigentlich im Detail bedeuten. Einige Rahmenbedingungen bleiben bei allen Anbietern und Verträgen gleich. Dazu gehört beispielsweise die mindestens sechsjährige Ansparphase für die Gewährung der staatlichen Bausparprämie.
Unterschiede gibt es bei diesen Konditionen:
- Verzinsung
- Sparleistung
- Kontoführungskosten
- Einzahlungsmodus, den der Sparer selbst bestimmen kann
Was passiert nach der sechsjährigen Ansparphase eines Bausparvertrages?
Nach dieser Zeit muss dieser Vertrag gekündigt werden, ansonsten läuft er mit den gewährten Zinsen als normaler Sparvertrag weiter. Mit der Kündigung verfügt der Bausparer dann über ein Sparguthaben, das er als Anzahlung für ein Immobilienprojekt verwenden kann.
Zu diesem Zweck kann er bei der gleichen, aber auch einer anderen Bank ein günstig verzinstes Bauspardarlehen aufnehmen. Er kann das Geld auch anderweitig verwenden oder den Vertrag nicht kündigen, sondern noch eine Weile weiter ansparen. Bei den Folgeverträgen bieten die Banken in der Regel kürzere Laufzeiten ohne staatliche Prämie an.
Welche Vorteile bringt das Online-Bausparen?
Es mag ungewohnt sein, online einen so gewichtigen Sparvertrag abzuschließen, doch es hat Vorteile, auf die wir teilweise schon eingegangen sind. Sie haben durch unabhängige Vergleichsrechner mehr Übersicht, außerdem erhalten Sie mehr Bonus (siehe oben).
Ein Online-Abschlussbonus von 40 Euro ist keine Seltenheit. Zudem sparen Sie persönlich Zeit und haben in Zukunft die Unterlagen zu Ihrem Bausparvertrag (auch) digital vorliegen. Das Verfahren ist sicher und funktioniert genauso wie beim persönlichen Vorsprechen bei einer Bank – nur schneller, effizienter und kostengünstiger.
Einzahlung in den Bausparvertrag
Sie können Ihre Einzahlung auf einmal, in Monats- und auch in Jahresraten vornehmen. Die meisten Banken ermöglichen Sonderzahlungen, sodass Sie beispielsweise eine betriebliche Gratifikation wie das Weihnachtsgeld auf Ihren Bausparer einzahlen können.
Je mehr und je früher Sie einzahlen, desto mehr Zinsen erhalten Sie. Der Zinseszinseffekt kann zu einer schönen Ansparsumme führen, wenn Sie gleich zu Anfang eine nicht zu geringe Summe einzahlen.
Die Mindestsparrate sollte bei 100 Euro monatlich liegen. Das wären 1.200 Euro pro Jahr, bis zu dieser Summe erhalten Sie die staatliche Prämie von derzeit 1,5 %. Sie können allerdings auch weniger und mehr ansparen.
Wie lange gibt es Bausparen schon?
Das Prinzip, für ein Darlehen in eine Spargemeinschaft einzutreten, ist schon aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. in China belegt. Während der Han-Dynastie gründeten die Menschen gemeinnützige Spargesellschaften, die auf Gegenseitigkeit beruhten.
Bis heute ist Bausparen im Reich der Mitte ein sehr starker Trend. In Europa begann das moderne Bausparen 1775 mit der Gründung der Ketley’s Building Society in Birmingham.
Das neuzeitliche Bausparkonzept verbreitete sich in ganz Großbritannien, in den USA, in den britischen Kolonien und in Brasilien. Es handelte sich bei diesen Gesellschaften um „Terminating Building Societies“. Sie blieben so lange eine Spargemeinschaft, bis jeder teilnehmende Sparer ein Haus hatte. In Mitteleuropa setzte sich das Bausparen im frühen 20. Jahrhundert durch. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte es einen großen Aufschwung und wurde an modernere Erfordernisse angepasst.
Die Bausparprämie wurde in Österreich 1973 eingeführt, sie machte das Bausparen noch beliebter für die „kleinen Leute“. In juristischer Hinsicht handelt es sich hierbei übrigens um eine Teilerstattung der Einkommenssteuer. Daher gehört diese Prämie nicht zu den erwirtschafteten Zinsen und ist somit auch von der Kapitalertragssteuer befreit. In den 1990er Jahren breiteten sich Bausparkassen im europäischen Binnenmarkt aus.
Trotz niedrigster Ansparzinsen ist die Anlage- und Darlehensform beliebt geblieben: Die Darlehenszinsen sinken schließlich ebenfalls. Diese Grundkonstruktion der Koppelung eines verzinsten Sparvertrages mit einem günstig verzinsten Darlehen zum Zweck einer sehr werthaltigen Anschaffung – der Immobilie – ist das eigentliche Erfolgsgeheimnis des Bausparens.