Was verdient ein Ingenieur in Österreich?
Ingenieure sind in Österreich heiß begeht, das war schon vor Jahren so und das wird sich vermutlich auch nicht ändern. Doch wirkt sich die Beliebtheit auch auf die Gehälter aus?
Hierbei muss man einige Punkte differenzieren. Wenn man Ingenieure der IT aus der Statistik entfernt, um die Analyse auf die „traditionellen Technikstudien“ zu beschränken, zeigt sich, dass sich die Zahlen nur gering verändert haben. Die Einstiegsgehälter von Absolventen sind nahezu gleich mit den Einstiegsgehältern der Informatik.
Hoher Bedarf ein „einfachen“ Technikern
Die gegenwärtige Vergütungsstudie für die Führungsebene in Österreich zeigt, dass ein Techniker im Durchschnitt ein Einstiegsgehalt von 33.200 Jahresbruttolohn erhält, ein Master der Fachhochschule erhält 34.700 Euro und ein Master bzw. Diplomingenieur einer Universität erhält durchschnittlich 35.300 Euro im Jahr.
Bei diesen Werten fällt auf, dass die einzelnen Durchschnittsgehälter nahe beieinander liegen. Hieran spiegelt sich sehr gut der besonders hohe Bedarf an einfachen Ingenieuren, welche vor allem in der Erzeugung tätig sind.
Die Nachfrage nach Spezialisten
Im Vergleich zu Naturwissenschaftlern zeigen sich deutliche Unterschiede. So verdient ein Naturwissenschaftler mit einem Bachelorabschluss 29.100 Euro, mit einem Masterabschluss auf einer Fachhochschule 31.500 Euro und 31.900 Euro mit einem Masterabschluss einer Universität.
Dieser Unterschied beruht darauf, dass die Naturwissenschaftler mehr oder weniger Grundlagenforschung betreiben. Ingenieure dagegen werden für die angewandte Forschung ausgebildet.
Dementsprechend sind Ingenieure in der Industrie beliebter und vor allem die größeren Konzerne versuchen mit großem Aufwand, Studierende schon bei der Ausbildung zu rekrutieren. Der Bedarf nach Spezialisten im Bereichen des Anlagenbaus und in Bereichen der Werkstoffe bleiben stabil auf einem sehr hohen Kurs.
Gute Gehaltsentwicklungen
Im Laufe der Tätigkeit entwickeln sich Ingenieure im direkten Vergleich mit anderen Fachkräften deutlich besser weiter. Dementsprechend steigt auch das Gehalt mit andauernden Tätigkeit immer weiter an. Als Führungskraft der dritten Ebene verdient ein Ingenieur im Durchschnitt 95.000 Jahresbruttogehalt, auf der zweiten Ebene 152.000 Euro und in der obersten Ebene stolze 262.000 Euro im Jahr.
Allerdings muss man diese Statistik sehr kritisch hinterfragen. Einerseits wurden die Zahlen nur für Ingenieure verfasst, die auf eine fundierte wirtschaftliche Ausbildung, zum Beispiel MBA, blicken können.
Darüber hinaus ist es für Ingenieure sehr schwer vor allem in kleinen aber auch mittelständigen Unternehmen in einen Managerposten aufzusteigen, da sie überwiegend für Expertenlaufbahnen verwendet werden. Das bedeutet in der Realität, dass nur sehr wenige Techniker den großen Sprung in die Chefetage schaffen werden.
Ingenieure in der Betriebsleitung
Wer Manager wird, ist in den meisten Fällen nicht „reiner“ Ingenieur. Im Bereich des Managements sind vor allem Personen mit einer technischen Ausbildung in Kombination einer Ausbildung in Wirtschaft bzw. in Unternehmensführung.
Diese Kombination gehört mit Abstand zu den gefragtesten in der gesamten Arbeitswelt und bietet auf sämtlichen Führungsebenen optimale Möglichkeiten.
Die wirtschaftliche Ausbildung wird in den meisten Fällen in Form eines zusätzlichen Studiums nachgeholt, da eine technische Ausbildung vorausgesetzt sein muss. Eine wirtschaftliche Ausbildung kann aufgrund der Schwerpunktsetzungen deutlich einfacher nachgeholt werden.
Die Wichtigkeit von Fremdsprachen
Die Bedeutung von Fremdsprachen, wirtschaftlichen Verständnis und sozialer Kompetenz dürfen vor allem herangehende Ingenieure unter keinen Umständen unterschätzen.
Auch wenn das technische Studium selbst ausreicht, um einen sicheren Arbeitsplatz zu finden, trennt sich in der Privatwirtschaft die Spreu vom Weizen. Dementsprechend muss die Kernkompetenz Technik mit sogenannten „soft skills“ ergänzt werden, um einen breiteren Zugang zu gewinnen.
Zurzeit zeigt es sich, dass vor allem Techniker im Außendienst sehr gefragt sind. In diesem Bereich sind vor allem Fremdsprachen und ein gewisses Verkaufstalent unerlässlich. Englisch wird dabei in vielen technischen Ausbildungen gar nicht oder nur gering forciert. Verkaufstalent sind teilweise schwierig zu vereinbaren mit einer technikaffinen und analytischen Persönlichkeit. Das zeigt sich dann auch am niedrigen Gehalt.
Zusatzausbildungen lohnen sich
Jeder Ingenieur sollte zusätzliche Ausbildungen durchführen. Eine Ausbildung im Bereich der Wirtschaft, Fremdsprechen und Coaching in Sozialbereich aber auch im Bereich des Verkaufs können in keinem hochwertigen Technikstudium absolviert werden.
Daher ist es umso wichtiger, selbst aktiv zu werden. Man sollte sich an die Personalentwickler der Firma oder an den Karrierecoach wenden, dort kann man sich umfassend beraten lassen. Daneben könnte man noch Fachartikel verfassen oder gute Ideen an die Führungsebene weiterleiten. Wichtig ist es als Techniker, sichtbar zu werden.
Netzwerke verwenden
Für die Karriere und somit auch für das Gehalt sind Netzwerke von Mentoren sehr wichtig. Doch auch die Fähigkeit andere Personen zu begeistern bzw. zu führen ist unabdinglich. Wem hierbei Talent dafür fehlt, sollte unbedingt Schulungen besuchen oder sich die Herangehens- bzw. Verhaltensweisen von seinen Vorgesetzten „abschauen“.
Eigene Talente nutzen
Wie groß die Unsicherheiten der Arbeitnehmer von morgen wirklich sind, zeigt die Tatsache, dass nur 52 Prozent der Jugendlichen glauben, dass sie genau in den Bereichen laden, wo sie hin möchten. Trotzdem ist es jedem angeraten, den eigenen Interessen, Neigungen und Talenten zu folgen.
Diese Eigenschaften sind auch deutlich wichtiger als der Gehaltszettel. Es ist nicht sinnvoll, sich für einen augenscheinlichen Erfolg gegen den versprechenden Beruf zu entscheiden, in dem man anschließend weder richtig ist noch glücklich wird. Auch die Lehre mit Matura sei ein ausgezeichneter Karriere-Wegbereiter.
Abschließende Worte
Generell gilt: Die Ausbildung sollte nicht zu breit gefächert sein. Der Trend geht immer mehr in die Richtung der Spezialisierung.
In Österreich wird immer etwas produziert und verkauft, das bedeutet, dass Experten in den Bereichen der Produktion und Verkauf auch abseits jeden Trends gefragt. Auch der sicheren Seite sind allerdings nur diejenigen, die sich permanent weiterbilden und sich die Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren Die Karriereziele ergeben sich aus dem Weg.
Quellen